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Abgesagtes Promotionsprojekt: Kursformat Bildungswerkstätten

Samstag, 14. August 2021 | Lesezeit: | Tags: |

(2024/02) Es ist nicht einfach zu promovieren, wenn man nicht eng an ein Institut oder einen Lehrstuhl angeschlossen ist und dieser Anschluss zunächst und wichtiger thematisch aber eben auch menschlich weithin passt.
Diese Erfahrung habe ich gemacht, als mein Studium auslief und ich gerne promoviert hätte. Es kam – nach umfangreichen Vorabgesprächen mit vielen Menschen und Professoren – dann letztlich doch nicht zum „fitting joint“. Das Projekt ist noch nicht ganz beerdigt, aber es wird efintiv ein anderes Thema werden als die Bildungswerkstätten, die sich in der Zwischenzeit als uzu insular herausgestellt haben, um Dissertationswürdig zu sien. Insofern gab es schon vile Erkenntnisprozesse

(OLD: 2021/08) In meiner Masterarbeit habe ich das Kursformat der Bildungswerkstätten untersucht, ein non-formales Bildungsangebot für das Lernen im Alter, das an der Kreis-VHS des Landkreises Ludwigsburg seit 1995 mit beträchtlichem Erfolg angeboten wird.

Dieser Erfolg zeigt sich darin, dass die VHS diese Kursangebote im Kreis Ludwigsburg zwischen den Jahren 2005 bis 2021 von 5 auf 30 Stück aufgestockt hat (siehe Abbildung). Über diese Expansion bekam die Geschäftsstelle einerseits eine neue HPM (Hauptamtliche Pädagogische Mitarbeiterin) für die Betreuung bewilligt, andererseits aber blieb die Nachfrage nach diesen Kursen weiterhin so hoch, dass 28 der 30 Gruppen eine Warteliste für Neuzugänge führen müssen, um das Interesse zu regulieren.
Gründungsgeschichte der Bildungswerkstätten im Zeitverlauf zwischen 1995 und 2020
Dieser Erfolg beruht auf Zustimmungsraten des Publikums, die zweifelsohne weit überdurchschnittlich sind. Dies gründet Motivationstheoretisch (Deci & Ryan 1995) auf der mehrfachen Möglichkeit zur kompetenten Partizipation in Inhalt und Gestaltung des Formats:
- Erstens auf der Ebene der Angebotsauswahl, da jede Gruppe ihre Semesterthemen bzw. Fachreferenten aus dem Gesamtangebot der VHS/Fachbereich Allgemeinbildung für das nachfolgende Semester selbst und demokratisch auswählen kann.
– Zweitens bietet die Seminarform eine ausgedehnte Gesprächszeit und Moderation mit/durch die/den jeweiligen Dozent:in.
– Drittens sind die Kursgruppen von der Gründung weg als semesterübergreifend konzipiert worden. Die Teilnehmenden erfahren sich also in den Gruppen als ein über Jahre hinweg stabiles Sozialgefüge, das kein Freundeskreis ist, aber emotional wesentlich mehr bietet und hält, als eine (zweckgebundene) Lerngruppe.

Hier scheint ein Bildungskonzept so attraktiv, dass damit die an Volkshochschulen stets mitschwingende Aufgabe von Akzeptanz und also Kostendeckung seit Jahren übererfüllt ist. Trotzdem – und erstaunlicherweise – gibt es dieses Format in dieser Ausprägung bislang nur im Landkreis Ludwigsburg. Warum?

Dies ist die Frage, die ich in einer Promotion an der PH Ludwigsburg klären möchte. In Form einer Interventionsforschung möchte ich das Kursformat der Bildungswerkstätten an vier weiteren Volkshochschulen in Baden-Württemberg implementieren und diesen Prozess analysierend begleiten. Erstens soll untersucht werden, welche Prozesse und Probleme bei der Einführung eines innovativen, da stark partizipativen Formats der non-formalen Bildung bei den beteiligten Akteuren auftauchen. Zweitens soll evaluiert werden, ob die auffallend hohen Zustimmungsraten der Ludwigsburger Besucher des Formats sich bei den Neugründungen wiederfinden lassen. Drittens sollen aus den ersten beiden Forschungsfeldern Empfehlungen für die praktische Gestaltung von Bildung im Alter abgeleitet werden.

Betreut von Prof. Dr. Gerhard Drees (Erstprüfer, PH Ludwigsburg) und Prof. Dr. Ulf Kieschke (PH Ludwigsburg) beginnt das Projekt im Herbst 2021 mit einer geplanten Laufzeit bis Herbst/Winter 2024.

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