Dumping wird gesellschaftsfähig

Nach dem Motto dass es nichts gibt, das man nicht noch billiger machen kann, nimmt jetzt das Textvermittlungsportal textbroker.de seinen Lauf. Dort können Schreiber zu gewünschten Themen Texte abliefern, die dann – meist von Seitenbetreibern, die Content benötigen – eingekauft werden können.

Das charmante ist die Preisgestaltung: Gestaffelt nach verschiedenen Qualitätsstufen (unterteilt in Rechtschreibstärke, Inhalt und Einschätzung der textbroker-Redaktion), wird eine DIN A 4-Seite ab stolzen 3,50 eingekauft. Dies für die niedrigste Qualitätsstufe. Für 5-Stern-Texte gibt es dann unbeschreibliche 20,- Euro. Umfang wären 500 Wörter und los geht es.

Meine Erfahrung als Autor ist die, dass man für eine gute Seite Text – und das umfasst das Briefing, die Schreibzeit, Lektorat und zweite Überarbeitung nach dem Gegenlesen durch den Kunden – mindestens zweieinhalb Stunden braucht.

Vielleicht sinkt diese Stück- / Seitenzeit, wenn mehrere Seiten am Stück entstehen, doch im Gegenzug steigt der Überarbeitungsbedarf und die Lektoratszeit. Da ich als Texter annehmen darf, das meine Texte professionelle Qualität haben, also nach textbroker-Einschätzung fünf Sterne verdienen, käme ich bei textbroker auf einen Stundensatz von guten acht Euros. Und diese müssen dann noch versteuert werden. O.K.

Da nur Stichworte als Briefing herhalten und Lektorat und eine zweite Überarbeitung nicht vorgesehen sind, rotze ich die Seite meinetwegen in einer Dreiviertelstunde herunter. Dann wäre ich bei 25 Euro Stundenlohn. Minus Steuer wiederum.

Welcher Selbstständige kann von so etwas leben?