Community Organizing: Das Konzept von Saul Alinsky

Saul Alinkys Konzept des Community Organizings (CO) geht von einem positiven Machtbegriff aus, der aus der Bürgerschaft kommt und von der Bürgerschaft gelenkt wird – gegen eine Verwaltung oder Umstände, die diese Entfaltung behindern. Allerdings werden dabei die strategischen Partner nicht wie bei Bürgerinitiativen über einzelne Stimmen gesammelt, sondern CO sucht nach bereits mächtigen Partnern in der Bürgergesellschaft: Anführerinnen, Vorstände, Multiplikatoren. Die Idee ist, bereits vorhandene Macht „einzusammeln“ und gegen einen – stets personifizierten – Gegner in Stellung zu bringen.

Community Organizing: Das Konzept von Saul Alinsky und mögliche Formen der Umsetzung im Rahmen eines Stadtteilmanagements

Saul Alinsky ca. 1960. Quelle: Wikipedia
„CO wurde Ende der 1930er Jahre in den USA von Saul D. Alinsky (Saul David Alinsky, 1909-1972) entwickelt. Er selbst war Sohn einer jüdisch-orthodoxen Einwandererfamilie aus Weißrussland und wuchs mit seinen Eltern in einem der schlimmsten Slums von Chicago auf. Die jüdische Gemeinde bildete hier quasi ein weiteres, ein ethnisches Ghetto im ohnehin manifesten geografischen. Mittels eines Stipendiums studierte Alinsky an der University of Chicago zunächst Soziologie, dann Kriminologie. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er in einem Jugendgefängnis mit delinquenten Jugendlichen. Schnell erkannte Alinsky, dass die Arbeit dort mit dem Ziel der Resozialisierung der Inhaftierten einen unzureichenden, reaktiven Ansatz auf der individuellen Verhaltensebene darstellt. Stattdessen musste seiner Meinung nach an der nachhaltigen Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Armuts- quartieren angesetzt werden, um delinquentes Verhalten erst gar nicht entstehen zu lassen. Motor derartiger Veränderungsprozesse konnten nach Ansicht Alinskys allein die organisierten Bewohner*innen der Quartiere selbst im gemeinsamen Handeln sein.“ – Ute Fischer und Lothar Stock

Weiter lesen als Open Access Artikel

Was ist CO?

Community Organizing (CO) wurde Ende der 1930er Jahre in den USA maßgeblich von Saul D. Alinsky entwickelt. Dieser stand wohlfahrtsstaatlichen Bemühungen generell und dem von Jane Addams im Rahmen der Settlement-Bewegung in Chicago initiierten Hull House im Besonderen deutlich reserviert gegenüber. Auch in bester Absicht ausgeübte Fürsorge verhindere seiner Meinung nach die Emanzipation der jeweils angesprochenen Adressat*innen und ändere erst recht nichts an den bestehenden Machtverhältnissen.

Alinsky wurde durch seine Projekte in den Stadtteilen von Chicago Back of the Yards und Woodlawn berühmt, in denen er Bürgerforen aufbaute, damit die Infrastruktur verbesserte und die später im ganzen Land berühmt wurden. Er schrieb zwei Bestseller »Reveille for Radicals« (1946) und »Rules for Radicals« (1970), die sein Vermächtnis der politischen Erwachsenenbildung darstellen. »Radikal sein«, meint, »die Dinge bei der Wurzel fassen«.

Weiter lesen bei buergesellschaft.de

Literatur:

Handbuch Community Organizing – Theorie und Praxis in Deutschland

Reader zum Community Organizing von der Stiftung Mitarbeit

Die Stiftung Mitarbeit schreibt dazu: „Community Organizing ist Organisationsarbeit in Stadtteilen, Städten oder Regionen. Durch den Aufbau einer Beziehungskultur und durch gemeinsames Handeln tragen Bürgerinnen und Bürger zur Lösung von Problemen in ihrem Umfeld bei. Community Organizing ist dabei stets den Prinzipien von Demokratie und Selbstbestimmung verpflichtet. Das Handbuch Community Organizing, das vom Forum für Community Organizing (FOCO) und der Stiftung Mitarbeit herausgegeben wird und in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Community Organizing (DICO) erarbeitet wurde, stellt das demokratische und aktivierende Potential der Methode vor.“

Handbuch Community Organizing – Theorie und Praxis in Deutschland
Forum für Community Organizing e.V. FOCO · Stiftung Mitarbeit (Hrsg.) in Kooperation mit DICO
Arbeitshilfen für Selbsthilfe- und Bürgerinitiativen Nr. 46 | Verlag Stiftung Mitarbeit · Bonn · 2014 | 2. Auflage · 248 S. · ISBN 978-3-941143-15-9   Hier für € 12,- zu bestellen

Alinsky: Rules for Radicals

Saul Alinsky’s work is an important reference point for thinking about community organizing and community development. His books Reveille for Radicals (1946) and Rules for Radicals (1971) were both classic explorations of organizing and remain popular today. Mike Seal examines Alinsky’s continuing relevance to the activities of informal educators, community organizers and animateurs. The bulk of the rest of Rules for Radicals is concerned with tactics, which he sometimes also refers to as the rules of power politics.

Weiter lesen bei infed.org