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Medienethik - wie kommen die Standards in die Praxis?

Mittwoch, 27. Februar 2013 | Lesezeit: Medienethik, Stuttgart, Praxis, Kritik, Nachwuchs | Tags: Nachwuchsredakteure sollten medienethisch handeln, stehen aber unter vielfachem Druck., |

Medienethik hat in der Hochschule der Medien in Stuttgart einen eigenen Lehrstuhl. Dort beschäftigt man sich mit der Gewalt in Sozialen Netzwerken und mit ethisch hochstehenden Publikationen. Mein Eindruck aber ist, dass das gesamte journalistische Feld unter einem enormen Druck steht. Dieser Druck kommt aus dem Internet, das jede seriöse publizistische Anstrengung unter Zeitdruck bringt, unter Kostendruck setzt und gleichzeitig einen Druck auf die gewünschte Reichweite herstellt, im Sinne von Verdrängung von Publikums-Aufmerksamkeit durch den legendären „Klick weiter“. All dies schlägt direkt auf die Ethik in Redaktionen durch, weil die Redaktionen kleiner werden, mit weniger Zeit und Geld auskommen müssen und also für PR anfälliger werden.

Weniger Geld, weniger Zeit, mehr Wettbewerb – das drückt Verleger aus dem Markt und generiert einen großen „Wir-machen-es-nur-aus-Spaß“-Sektor, der sich allerdings und berechtigterweise auch als ernsthaftes Medienangebot versteht. Diesen Sektor erreicht die Uni-Forschung nicht. Woher ich das weiß? Weil ich bei der SAE in Stuttgart Medienethik unterrichte. Und dort mit den Studis von heute konfrontiert bin, die die Digitaljournalisten von morgen sein werden.

Es wäre schön, wenn die Forschung sich etwas mehr mit diesem Phänomen auseinandersetzen würde, um diesem Redaktionsnachwuchs etwas solides in die Hand zu geben. Ziel müsste sein, dass unter Mehrfachdruck gesetzte Nachwuchsjournalisten ethisches Handeln leben.
Darüber wird weiter nachzudenken sein