Im Zuge meiner Auseinandersetzung mit der Lernform Spaced Repetition und den Herausforderungen eines weitgehend selbstgesteuerten Weiterbildungsprogrammes, beschäftige ich mich aktuell mit dem Zusammenspiel von handschriftlichen Notizen zur gelesenen Literatur und dem sinnvoll-effizienten Übertrag in das Spaced-Repetition-Programm Anki.
Ich habe bislang Exzerpte auf zweifach gefaltete A4-Blättern (und damit dem Nutzerformat A6) geschrieben. Doch empfand ich den Übertrag dieser Notizen nach der Lektüre als relativ unbefriedigend, weil man viele herausgeschriebene Stellen nicht mehr im Original lesen konnte oder wollte. Es fand somit nur noch eine Auseinandersetzung mit meinen eigenen Aufschrieben statt, aber nicht mehr mit dem originalen Text. Deswegen bin ich dazu übergegangen – aber das ist nur ein Versuch, von dem ich hier berichte – direkt im Buch mit lesezeichengroßen Zetteln zu arbeiten.
(Gutes Buch übrigens: Fraefel, Urban (2023): Erfolgreichen Unterricht planen: pragmatisch, praktisch, professionell. Münster: Waxmann)
Ich verspreche mir von diesem Vorgehen mehrere Vorteile. Zunächst laufen die Zettel im Buch sozusagen mit. Man kann alle 2-4 Seiten einen Zettel einlegen, um in einem Prozess von aktiven Recall die Kernaussage der letzten Seiten zu wiederholen.
Gleichzeitig zwingt einen das extrem kleine Format der Zettel zu einer radikalen Konzentration von Aussagen.
Zum dritten, und das ist ein angenehmer Nebeneffekt, den ich nicht geplant habe, sieht man über die Einlage von Zetteln, wo man sich im Buch gerade befindet, beziehungsweise an der Häufigkeit der Zettel den Ertrag des Buches.
Man kann auf diese Art und Weise das Buch auch – wenn man es wie er in die Hand nimmt und weiterliest – noch einmal anhand der eingelegten Zettel kurz rekapitulieren und hat damit eine erneute Wiederholung der darin als wichtig befundenen Aussagen, konzentriert in der eigenen Schreibe.
Dann werden die handschriftlichen Zettel, die unmöglich automatisch zu digitalisieren sind, in einem letzten Schritt in Anki hinein übertragen. Gleichzeitig ist natürlich der Übertrag der Inhalte in Frage- und Antwortform auf Anki ein weiterer Schritt für des Umganges damit und also wichtig für das langfristige Behalten.
Damit kommen sie in den Prozess des „Nebenbei-Lernens“, den ich mit Anki und meinem Smartphone etabliert habe.
Bei der Benutzung von Anki wird nun dazu geraten, möglichst nur 1-zu-1 Karten zu erstellen. Also das Muster „Eine Frage – eine Antwort“. Ich kann mich damit oft nicht anfreunden, da Inhalte ja oft in zusammenfassenden Listen erscheinen, die auch in diesem Verbund wichtig sind.
Die Lernforschung und meine eigene Erfahrungen bestätigen, dass man sich solche Listen schlechter merken kann als die empfohlenen 1-zu-1 Lernkarten. So habe ich etwa die buddhistischen acht Wahrheiten schon seit mindestens einem Jahr in Anki gespeichert, insgesamt als Liste, und schaue sie mir trotzdem immer wieder und meist mit wenig Erfolg an. Ich arbeite hier also nicht gemäß der Lernforschung, sondern möchte die Liste als Ganzes behalten. Ich erkenne gerade, dass ich damit störrisch gegenüber meinem eigenen Lernerfolg bin.
Zum Schluss werden die Lesezeichen-Exzerpte auf ein Trägerblatt zwei Blätter aufgeklebt und in mein Archiv eingeordnet. Dort wird man sie wahrscheinlich nie wieder ansehen, aber man weiß ja nie.
Mich würde interessieren, ob andere freie Lerner etwas ähnliches praktizieren. Nachrichten dazu gerne an mich.